STEP 2024: Schlüsselprojekte in der Ostschweiz und in Zürich
Jérôme Müggler
Im Rahmen des Strategischen Entwicklungsprogramms (STEP Nationalstrassen) unterbreitet der Bundesrat dem Parlament alle vier Jahre einen Ausbauschritt zur Beratung. Für den Ausbauschritt 2023 beantragte der Bundesrat dem Parlament die Freigabe der Finanzierung für die fünf baureifen Projekte Wankdorf-Schönbühl, Schönbühl-Kirchberg, Rosenbergtunnel St.Gallen, Rheintunnel in Basel sowie Fäsenstaubtunnel in Schaffhausen. Das Parlament hat im September 2023 den fünf vom Bundesrat vorgeschlagenen baureifen Projekten zugestimmt. Dagegen ist von mehreren Verbänden das Referendum ergriffen worden. Somit wird das Volk am 24. November 2024 über dieses Projekt abstimmen.
Engpässe in urbanen Regionen
Laut den Verkehrsprognosen des Bundes werden bis 2040 rund 453 Kilometer, etwa 20 % des schweizerischen Nationalstrassennetzes, regelmässig überlastet sein, falls keine Gegenmassnahmen getroffen werden. Auf fast 170 Kilometern wird es täglich während zwei bis vier Stunden Staus oder stockenden Verkehr geben. Die grossen Städte und Agglomerationen sind von den Engpässen am stärksten betroffen. Primär wird den drohenden Kapazitätsengpässen mit einer effizienteren Nutzung der bestehenden Infrastruktur begegnet. Dazu gehören neben gesamtverkehrlichen Optimierungen insbesondere die Realisierung von zusätzlichen Geschwindigkeitsharmonisierungs- und Gefahrenwarnanlagen, Tropfenzählersysteme an den Anschlüssen und lokale Pannenstreifenumnutzungen. Auch bereits erfolgte Anpassungen der Verkehrsregeln wie zum Beispiel die Erlaubnis, an Kolonnen rechts vorbeizufahren oder das Reisverschlussprinzips im Vorfeld eines Fahrstreifenabbaus gehören dazu. Mit der Revision des Strassenverkehrsgesetzes werden die Potentiale des Automatisierten Fahrens zügig erschlossen.
Logistische Lebensänderungen für den Alltag
Das Verkehrsaufkommen auf den Nationalstrassen ist 2023 auf 29,6 Milliarden zurückgelegte Fahrzeugkilometer angestiegen (+1,5 % gegenüber 2022). Mit 48 807 Stunden haben auch die Staustunden im letzten Jahr deutlich zugenommen (+22,4 % gegenüber 2022). Die Daten aus dem Bericht «Verkehrsentwicklung und Verkehrsfluss 2023» des ASTRA zeigen die zentrale Rolle, die das Nationalstrassennetz im Verkehrssystem der Schweiz einnimmt. Die Autobahnen, Autostrassen und Nationalstrassen 3. Klasse machen nur knapp 3 % des gesamten Strassennetzes aus, wickelten dabei aber gut 45 % der gefahrenen Fahrzeugkilometer ab. Dies entspricht 29,6 Milliarden Kilometern, die 2023 auf dem Nationalstrassennetz zurückgelegt wurden. Davon entfallen 84 % oder etwa 24,9 Milliarden Fahrzeugkilometer auf Personenwagen (+2,9 %). Die Nationalstrassen werden zudem weiterhin stark durch den Güterverkehr beansprucht. LKWs, Lieferwagen und andere Lieferfahrzeuge legten 68,3 % ihrer Fahrleistung auf den Nationalstrassen zurück.
Dritte Röhre für St.Galler Rosenberg
Im aktuellen STEP ist die Ostschweiz auch vertreten: Die 1987 in Betrieb genommene vierstreifige A1 führt im Raum Stadt St.Gallen durch dichtes Siedlungsgebiet. Die Autobahn ist auf diesem neun Kilometer langen Abschnitt über vier Anschlüsse mit dem lokalen Hauptverkehrsstrassennetz verbunden. Bis zum Jahr 2030 wird die A1 auf dem Abschnitt St.Gallen-Winkeln bis St.Gallen-Neudorf erheblich überlastet sein. Zudem ist ca. 2037 eine umfassende Sanierung der Autobahnstrecke geplant. Dieses Projekt setzt eine dritte Röhre beim Tunnel Rosenberg voraus. Sonst wird es zu massiven Verkehrsproblemen kommen, da die Tunnelröhren während der Sanierung teilweise gesperrt werden müssen. Das Gesamtprojekt «A1 Engpassbeseitigung St.Gallen» besteht aus den drei Teilprojekten Zubringer Güterbahnhof, dritte Röhre Rosenberg sowie der Instandsetzung der Autobahn zwischen dem ehemaligen Rastplatz Moosmüli und St.Gallen-Neudorf.
Gefährlicher Ausweichverkehr und betroffene KMU
Die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr betonte an der nationalen Medienkonferenz zur Vorlage, dass sie nicht nur als KMU-Unternehmerin und Nationalrätin teilnehme, sondern auch als Mutter eines Kindes, das bald einmal in den Kindergarten gehen werde und sich mit seinen Gspänlis im Quartier zum Spielen treffen werde. «Wir wohnen zurzeit noch in einem ruhigen Quartier, aber auch bei uns zeigt sich das Phänomen «Schleichweg». Pendlerinnen und Pendler, welche auf den Achsen Stau befürchten und ausweichen». Unsere Verkehrsinfrastruktur ist über 60 Jahre alt, und daher nicht auf die Grösse und die Bedürfnisse der heutigen Bevölkerung ausgelegt. Das Resultat sei Stau und Ausweichverkehr, der immer grösser werde. Staus führten zu hohen Kosten, da bei Zeitverzögerungen die Effizienz leide. Stecken unsere Arbeitskräfte im Stau fest können sie ihre Arbeit nicht erledigen. Das Beispiel Gubrist zeige, dass im Halbjahr nach der Eröffnung der dritten Tunnelröhre der Verkehr auf den Teilen des nachgelagerten Strassennetzes, welche typischerweise als Ausweichrouten für den Gubrist gelte um bis zu 20 % abgenommen habe.
Keine BTS ohne aktuelles STEP
Die IHK Thurgau hat einstimmig die Ja-Parole zum Ausbau der Nationalstrassen gefasst. «Gerade der Thurgau ist inmitten von verschiedenen Wirtschaftsräumen auf funktionierende Verkehrswege angewiesen», sagt IHK-Präsidentin Kris Vietze. «Der Oberthurgau und der Südthurgau sind von den Räumen St.Gallen und Wil betroffen. Der Westen des Kantons profitiert von guten Anschlüssen im Raum Winterthur und Zürich.» Weiter sei es im Hinblick auf den Ausbau der N23 (Bodensee-Thurtal-Strasse) entscheidend, die in einem nächsten STEP sein wird, dass aktuelle Infrastrukturprojekte vom Stimmvolk mit klarer Mehrheit unterstützt würden. Dieser Ausbau werde zukünftig den vielen Privatpersonen und den Ortskernen entlang der N23 zugutekommen.