Fokus IHK
Artikel
IHK

KIFA Pack in Aadorf – eine «grosse Kiste»

Seit über 100 Jahren produziert das Familienunternehmen KIFA Pack in Aadorf Industrieverpackungen aus Holz. Früher waren dies einfache Kisten; heute sind sie passgenau auf die Bedürfnisse von Industrie- und Privatkunden zugeschnitten, wobei das Unternehmen den Bestell- und Produktionsprozess weitgehend digitalisiert hat.
kifa_airbus-1-332.jpg
Spezialanfertigung für die Flugzeugindustrie.

«Die Leidenschaft, für unsere Kundinnen und Kunden genau das zu schaffen, was sie benötigen, ist es, was mich antreibt», sagt Ruedi Heim, Eigentümer und CEO von KIFA. «Ich finde es hoch spannend, wenn wir passgenaue Lösungen auch für komplexe Kundenwünsche entwickeln können.» Die hochwertigen aus Holz gefertigten Verpackungen für Industriegüter werden vor allem im B2B-Bereich nachgefragt und dies in so unterschiedlichen Branchen wie Maschinenbau, Rüstungsindustrie, Schienen- und Fahrzeugbau, Pharma sowie Luft- und Raumfahrt. Überall dort, wo industriell gefertigte Güter oder Komponenten davon von einem Ort zum anderen transportiert werden müssen, kommen die massgefertigten Kisten zum Einsatz. Das Sortiment ist vielfältig: Es reicht von Transportkisten, Verschlägen und Böden über faltbare Kisten und Paletten bis zu Spezialkisten für sensible Güter. Die spezifischen Wünsche von Kunden im Bereich des Transports sensibler Güter sind auch immer wieder der Innovationstreiber für das Unternehmen. Bei Bedarf unterstützen Mitarbeitende von KIFA die Kunden vor Ort an ihrem jeweiligen Standort in Europa bei der fachgerechten Verpackung oder aber der Gegenstand wird direkt nach Aadorf geliefert und dort verpackt.

Digitalisierter Bestell- und Fertigungsprozess

Immer mehr Kunden nutzen für die Bestellung die webbasierte Bestell-Lösung (für Bestellungen von über 500 Kisten pro Monat) oder das eigens entwickelte Bestellsystem der Firma mit vielen Zusatzlösungen (für kleinere Bestellvolumina): Innert weniger Sekunden können sich Kunden online eine individualisierte Verpackung bauen und sie in der 3D-CAD-Ansicht mit Zubehör direkt prüfen. Dabei geht es nicht nur um die Masse der Kiste, sondern auch um deren Innenleben und Auskleidung, damit ein sicherer Transport gewährleistet werden kann. Die Verpackung muss auch versicherungs-technischen Anforderungen standhalten. Entscheidend für die Fertigung sind Parameter wie das zu transportierende Gewicht, Anforderungen von Sicherheits- und Zertifizierungsvorgaben oder Restriktionen bei der Handhabung der Frachtmittel.

Ein so im Bestellsystem konfigurierter Auftrag wird direkt ins ERP von KIFA eingespeist, welches den Fertigungsprozess automatisch auslöst. Auch beim Kunden kann der Bestellprozess direkt ans jeweilige Beschaffungssystem angebunden werden. Jede einmal definierte Bestellung wird im System gemäss einem standardisierten Prozess hinterlegt. Bei Bedarf kann so auch in Zukunft eine exakt gleiche Kiste per «One-Click-Order» bestellt werden und Know-how für spezifische Anforderungen geht nicht verloren, wenn es beispielsweise zu einem Personalwechsel kommt. Die Kunden schätzen die damit verbundenen Zeitersparnisse und Effizienzgewinne in der Logistik und bei den Lagerhaltungskosten.

Obwohl in der Fertigung von spezifischen Lösungen für sensible Produkte noch vieles Handarbeit ist, sind weite Teile der Produktion automatisiert. Der Zuschnitt der Bauteile erfolgt wo möglich automatisiert und CNC-gestützt, die Zusammensetzung per Roboter.

Dies ist auch das Hauptdifferenzierungsmerkmal zu den Mitbewerbern: KIFA ist der europaweit einzige Hersteller von massgeschneiderten und industriell gefertigten Industrieverpackungen aus Holz.

kifa_stapler-1-299.jpg

Kisten nach Mass für die Kundschaft.

Hochspezialisierte Verpackungslösungen

Einige Verpackungen – zum Beispiel für die Luftfahrt – sind hochspezialisiert: Für ein weltmarktführendes Unternehmen der Flugzeugindustrie fertigt KIFA Systemverpackungen für Komponenten verschiedener Flugzeugtypen. Eine Kiste ist dabei nicht einfach ein Quader, sondern in Form und Innenleben exakt an die zu transportierende Komponente angepasst und berücksichtigt beispielsweise auch die räumlichen Anforderungen des gewählten Transportmittels wie das Handling im Frachtraum. Der Hersteller nutzt die Mehrwegkisten von KIFA, um seine Flugzeuge weltweit sicher und schnell mit Ersatzteilen zu versorgen oder Einzelteile von Zulieferern zur Endmontage zu transportieren. Dazu nutzt das Unternehmen das von KIFA entwickelte und bereitgestellte elektronische Dashboard, über das sowohl die Bestellungen erfolgen können, als auch das Handling der leeren (Mehrweg-)Kisten abgewickelt werden kann. Einzelne dieser Spezialverpackungen sind bis zu 30 Jahre im Einsatz, also sehr langlebig. Transportpartner für diese hochspezialisierten Lösungen, bei denen eine Kiste auch mal über 20 Meter lang sein kann, ist DB Schenker.

«Eine Kiste bestellt man nicht einfach nur aus Freude»

Ein Beitrag an die Nachhaltigkeit

Für KIFA Pack ist es wichtig, das verwendete Holz regional aus einer nachhaltigen Produktion in Europa zu beziehen. Abfälle, die bei der Produktion entstehen, nutzt das Unternehmen bereits seit 1994 als Schnitzel zum Betrieb einer Fernheizung, die pro Jahr 8,5 Gigawatt Wärme produziert. Sie versorgt einerseits den Betrieb mit Wärme, aber auch Bezüger in der Umgebung. Getragen wird sie neben der KIFA von den Partnern EKT sowie von Gemeinde und Schule Aadorf.

 

Künftige Herausforderungen

Auch Ruedi Heim spürt mit seinem Unternehmen den Fachkräftemangel. Die Auftragslage des Unternehmens ist eng an die wirtschaftliche Entwicklung des Industriesektors im Werkplatz Schweiz gebunden, denn diese hat direkten Einfluss auf die Nachfrage. «Eine Kiste bestellt man nicht einfach nur aus Freude», meint Ruedi Heim lachend. Um in der Produktion noch effizienter zu werden, ist es für das Unternehmen zentral, dass es noch mehr Kunden davon überzeugen kann, die digitalen Bestellkanäle zu nutzen. Nach einem Initialaufwand bringe dies auch den Kunden grosse Vorteile, meint Ruedi Heim.