Berufswahl als erste Weichenstellung im persönlichen Werdegang
Pascale Ineichen

Der Berufswahlunterricht ist für alle Jugendliche auf der zweiten Sekundarstufe obligatorisch und unterstützt sie im Entscheidungsprozess bei der Berufswahl sowie bei der Bewerbung um eine Lehrstelle. Verschiedene Elemente sind im Kanton Thurgau Teil dieses Informationsangebots: Zu Beginn des Schuljahres laden die Sekundarschulen alle Eltern zum obligatorischen Berufswahl-Elternabend ein. Dabei erläutern sie die Bildungslandschaft Schweiz mit ihren verschiedenen Wegen und Möglichkeiten. Am Abend sind auch Vertreterinnen und Vertreter der Berufsbildungszentren sowie teilweise der Mittelschulen und der Betriebe anwesend. Jede Klasse der zweiten Sekundarschule besucht zudem eines der kantonalen Berufsbildungszentren (BIZ). Dort können sich die Jugendlichen zu den einzelnen Berufsfeldern umfassend informieren.
Niederschwelliger Zugang zu Beratungsgesprächen
Seit diesem Sommer besteht zudem das Angebot «BIZ@School»: Während einigen Tagen sind die Berufsberatenden des BIZ bei den Sekundarschulen vor Ort und bieten einen niederschwelligen Zugang zu einem Beratungsgespräch. Die Klassen besuchen zudem die Berufswahlmesse in Weinfelden, wo sie mit Berufsleuten aus verschiedenen Bereichen direkt in Kontakt kommen. Während des Jahres absolvieren sie mehrere Schnupperlehren, um einen vertieften Einblick in Betriebe zu gewinnen, die ihr Interesse geweckt haben.
Dialog Schule – Wirtschaft hat sich bewährt
Verschiedene Schulgemeinden und Schulen pflegen darüber hinaus einen direkten Austausch mit der Wirtschaft und bieten weitergehende Angebote an: Sie organisieren in Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen einen Berufswahlparcours, bei dem die Jugendlichen verschiedene Berufe während jeweils ein bis zwei Tagen ausprobieren können. Zudem werden Klassen auch zu Betriebsbesichtigungen eingeladen. Bewährt hat sich in Frauenfeld der institutionalisierte Austausch zwischen den Sekundarschulen und der Wirtschaft: Unter anderem im Rahmen von «Dialog Schule- Wirtschaft» treffen sich Lehrpersonen und Schulleiter der Frauenfelder Sekundarschulen, Vertreter der Behörden sowie Vertreter und Berufsbildender regionaler Betriebe.
Flächendeckende Angebote wären sinnvoll
«Dieser institutionalisierte und direkte Austausch senkt die Kontaktschwelle zwischen Schule und Wirtschaft und ermöglicht ein Verständnis für die Bedürfnisse beider Seiten », ist Claudio Bernold, Schulleiter Sekundarschule Auen, überzeugt. Und Gerold Eger, Vorstandsmitglied des Industrie- und Handelsvereins Frauenfeld und Geschäftsführer der Baumer Electric AG in Frauenfeld, fügt an: «Dieser Dialog sowie der unterjährige Austausch sind wichtige Instrumente. Denn eine zentrale Basis für die Unternehmen und für die Gesellschaft sind gute und zufriedene Mitarbeitende auf allen Stufen und Bereichen. Und dazu ist entscheidend, dass die Ausbildung und Berufsfindung gut funktionieren. Eine wichtige Grundlage dafür ist eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit aller Beteiligten.» Einen institutionalisierten Austausch zwischen Betrieben und Schulen während des Berufswahlprozesses hält auch Ernst Kurzbein, Leiter Berufsund Studienberatung beim Amt für Berufsbildung und Berufsberatung für äusserst wertvoll: «Im Kanton ist er aktuell aber von der Initiative einzelner Schulen bzw. Schulgemeinden abhängig.» Aufgrund der positiven Erfahrungen wäre es deshalb sinnvoll, wenn ein entsprechendes Angebot flächendeckend zur Verfügung stehen würde.
«Im Kanton ist der Austausch aktuell von der Initiative einzelner Schulen bzw. Schulgemeinden abhängig.»