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Arealentwicklung Wilwest in der Entscheidungsphase

Das grenzüberschreitende Projekt Wilwest stärkt die langfristige Entwicklung einer ganzen Region. Beteiligt sind die Kantone Thurgau und St. Gallen sowie 22 Gemeinden. Der Bund übernimmt einen wesentlichen Teil der Projektkosten und finanziert den bereits bewilligten Autobahnanschluss des Areals an die A1.Zugunsten des Projekts haben die zugehörigen Gemeinden auf weitere Einzonungen verzichtet und sehen in Wilwest deshalb einen wichtigen Pfeiler im Standortwettbewerb der Region. Die IHK unterstützt die Realisierung von Wiwest.
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Wilwest erstreckt sich über die Thurgauer Gemeinden Münchwilen und Sirnach. Die Erschliessung der Industrie- und Gewerbegebiete erfolgt über neue Bahnhaltestellen, Busverbindungen, Fuss- und Velowege sowie einen neuen Autobahnanschluss.

Nach der Ablehnung des Sonderkredits durch die St.Galler Stimmbevölkerung im Jahr 2022 konnte der Kanton St.Gallen die Entwicklung des Areals Wilwest nicht wie ursprünglich geplant umsetzen. Als Reaktion auf das Nein an der Urne wurde das Projekt nochmals überarbeitet und wesentlich optimiert.

Aktuell ist vorgesehen, dass der Kanton St.Gallen sein Grundstück auf dem Gebiet der Thurgauer Gemeinde Münchwilen an den Kanton Thurgau verkauft. Der Entscheid über das Grundstückgeschäft liegt zurzeit bei den Parlamenten der beiden Kantone, die im Laufe dieses Jahres darüber befinden. Zudem besteht die Möglichkeit, dass das Stimmvolk in beiden Kantonen im Rahmen eines fakultativen Referendums mitentscheidet. Vorbehältlich allfälliger Rechtsmittelverfahren ist der Baubeginn spätestens für das Jahr 2028 vorgesehen.

Thurgauer Wirtschaftsareal mit grossem Entwicklungspotenzial

Als Zentrum für Entwicklung, Produktion und Bildung trägt Wilwest massgeblich zur Stärkung des Standorts Thurgau bei und schafft neue Perspektiven für Unternehmen und Start-ups. Mit einer Fläche von 33 Hektaren entsteht das grösste Areal im Kanton, das frei und zusammenhängend planbar ist. Durch die Konzentration von Industrie- und Gewerbeflächen an einem zentralen Standort können Synergien gezielt genutzt und der Zersiedelung in den beteiligten Gemeinden entgegengewirkt werden. Letztere haben zugunsten des Projekts seit mehreren Jahren auf die Einzonung von Gewerbeflächen verzichtet.

Die Realisierung ermöglicht die Schaffung von bis zu 3'000 neuen Arbeitsplätzen. Damit wirkt das Projekt der Abwanderung von Fachkräften aus der Region entgegen, indem es ein zukunftsweisendes Arbeits- und Wirtschaftsumfeld schafft. Unternehmen erhalten optimale Ansiedlungs- und Erweiterungsmöglichkeiten. Davon profitieren auch die beiden Gemeinden Münchwilen und Sirnach: Münchwilen als bereits etablierter Industrie- und Gewerbestandort und das Gewerbegebiet von Sirnach, das durch die Ansiedlung neuer KMU weiterentwickelt und gestärkt wird.

Wilwest ist eines der zentralen Projekte für die Standortentwicklung in der Region, Teil des Agglomerationsprogramms und im Thurgauer Richtplan vorgesehen. Wo solche Entwicklungsschwerpunkte zur langfristigen Erhöhung der Standortattraktivtität möglich sind, sollte der Thurgau die Chance für die Zukunft nutzen.

Bund beteiligt sich an Investitionen und finanziert Autobahnanschluss

Für den Kanton Thurgau belaufen sich die nötigen Investitionen für das Projekt auf gesamthaft 50 Millionen Franken, wovon 15 Millionen vom Bund übernommen werden. Darüber hinaus finanziert der Bund vollumfänglich die Anbindung des Areals an die Frauenfeld-Wil-Bahn sowie den neuen bereits genehmigten Autobahnanschluss an die A1, was einem zusätzlichen Investitionsvolumen von rund 64 Millionen Franken entspricht. Geplant ist eine platzsparende und ressourcenschonende Hochkreisel-Lösung, die eine effiziente Verkehrsführung gewährleistet.

Neben der verbesserten Infrastruktur bringt Wilwest eine spürbare Entlastung für die Verkehrssituation in der Region. Das von Anfang an mit Bus, Bahn und separaten Velowegen erschlossene Land kann so optimal erreicht werden. Mit 40 flankierenden Massnahmen wird der Verkehr auf vielen Thurgauer Strecken zudem erheblich reduziert. In den Gemeinden Münchwilen, Sirnach und im Regionalzentrum Wil kann die Verkehrsbelastung um bis zu 30% gesenkt werden. Damit verbunden profitieren 16'000 Menschen in der Region von einer deutlichen Reduktion der Lärmbelastung.

Nachhaltigkeit als wichtiges Kriterium

Ein zentraler Aspekt von Wilwest ist die Nachhaltigkeit, indem es den Flächenverbrauch minimiert, wertvolle Böden schützt sowie die Biodiversität und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen fördert. Um Fruchtfolgeflächen zu erhalten, werden landwirtschaftliche Flächen ausserhalb des Areals, die bislang einen unzureichenden Ober- und Unterboden aufweisen, mit Bodenmaterial aus dem Wilwest-Perimeter aufgewertet. Insgesamt werden 14,3 Hektaren Ackerfläche (Fruchtfolgefläche) vollständig kompensiert, wodurch die landwirtschaftliche Versorgung gesichert bleibt.

Das Projekt könnte eines der ersten Industrieareale der Schweiz werden, das nach dem Standard für Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) zertifiziert wird. Damit setzt Wilwest nicht nur neue Massstäbe in der nachhaltigen Flächenentwicklung, sondern auch ein starkes Signal, dass Grossprojekte in der Ostschweiz erfolgreich realisiert werden können. Das Projekt stärkt die gesamte Region und der Kanton Thurgau profitiert nachhaltig von der entstehenden Wertschöpfung